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Buch des Monats

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In der Kategorie "Buch des Monats" stellen Mitarbeiter*innnen des Kardinal König Hauses aus verschiedenen Bereichen ihre Lieblingsbücher mit einer kurzen Rezension vor. Alle rezensierten Bücher können beim Bücherregal im Foyer käuflich erworben werden.

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März 23Link kopieren

© Kardinal König Haus

Philipp Jelinek: "Fit mit Philipp, Einfache Übungen, die dein Wohlbefinden verbessern"

Viele von Ihnen werden „Fit mit Philipp“ schon mal gehört haben. Das ist eine tägliche Bewegungseinheit von 15 bis 20 Minuten, meist ab 9.05 Uhr in ORF 2 nach „Guten Morgen Österreich“.

Alles hat im ersten Lockdown angefangen, als plötzlich alle Sporteinrichtungen geschlossen waren und die freie Bewegung pandemiebedingt eingeschränkt war.
In seinem Buch hat Philipp Jellinek nun viele Übungen übersichtlich, mit Bildern hinterlegt, zusammengefasst. Zusätzlich erzählt er seine eigene persönliche Geschichte, wie er durch Ausdauer und Training zu einem persönlichen Wohlbefinden gefunden hat. Es zeigt wie Philipp so erfolgreich wurde, beschreibt aber auch seinen steinigen Weg bis dahin. Er ist ein Vorbild für viele Menschen, die durch Erkrankungen, Schicksalsschläge und widriger Umstände in ein tiefes Loch gefallen sind. Philipp erläutert, was man selbst dazu beitragen kann, um seine persönliche Situation zu verbessern. Und dazu gehört nun mal ein Training des eigenen Körpers. Es ist ein Fixpunkt in vielen Seniorenheimen und Einrichtungen für behinderte Menschen, aber auch in Schulen. Leichtes Muskeltraining fördert das Wohlbefinden des Körpers und steigert die Leistungsfähigkeit des Gehirns. Dieses Buch ist sehr leicht zu lesen, es wird auch immer wieder betont, dass es nie zu spät ist, um anzufangen und dass jeder kleine persönliche Ziele erreichen kann.

Ich finde es schön zu sehen, wie Philipp sehr viele Menschen, besonders Senior*innen, animiert mit zu machen. Mich beeindruckt auf jeden Fall die positive Lebenshaltung von Philipp Jellinek, die in seinem Buch und in jeder seiner Sendungen sehr stark zum Ausdruck kommt.

Margit Singer, Rezeption

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Jänner 23Link kopieren

© Kardinal König Haus

Fabian Moos: "Der Zukunft eine Zukunft geben. Eine Spiritualität der sozialökologischen Umkehr"

Der Jesuit Fabian Moos lebt südlich von Paris auf dem Campus de la Transition, einer alternativen Business-Hochschule, wo junge Menschen für die sozialökologische Transformation der Gesellschaft ausgebildet werden. Sein Buch hat mich gleich zweifach interessiert: zum einen, weil er über das Thema der aktuellen Klimakrise schreibt und zum anderen, weil er es aus dem Blick der Spiritualität betrachtet und selbst aus den ignatianischen Exerzitien lebt.

Was ihm in seinem Buch besonders gut gelungen ist: die Herausforderung, in der wir heute stehen, ernst zu nehmen und trotzdem in einer hoffnungsvollen Haltung zu neuen Wegen einzuladen!

Er beginnt beim Ist-Zustand: „die Herausforderung, vor der wir stehen, könnte kaum größer sein“, entweder „es gelingt in den unmittelbar nächsten Jahren eine grundlegende Transformation unserer Art und Weise, den Planeten Erde zu bewohnen, oder wir steuern auf eine humanitäre und biologische Katastrophe globalen Ausmaßes zu“.

Und er weiß um die Spannung, in der immer mehr Menschen stehen: wie mit der Schwere der Krise umgehen? Was können überhaupt Einzelne tun? Wie die Frustrationen aushalten, die Ohnmacht? Erfahrungen, die im Buch Raum bekommen. Er kennt viele Einzelpersonen und Gruppen, die sich engagieren. Aus seiner Erfahrung heraus gibt er weiter, wie wesentlich es ist, trotzdem „freudig und kreativ an einer lebbaren Zukunft mitzubauen“. Das Wort „Zukunft“ steht schon im Buchtitel und zieht sich durch das Buch. Die Herausforderungen annehmen im Bewusstsein, dass ein „überaus spannendes Kapitel der Menschheitsgeschichte“ vor uns liegt. – So hatte ich die Situation noch nicht gesehen: also nicht nur ‚wir müssen dringend handeln‘, sondern ‚wir müssen und wir dürfen handeln‘, wir leben jetzt, an dem Punkt, wo wir ganz neue Wege und Lebensgewohnheiten erfinden, um der Erde eine Zukunft zu geben!

In welcher Spiritualität kann ein solches Engagement verwurzelt sein? Problematisch ist, wenn jemand in einer Organisation etwas voranbringen will und drückt und schiebt, aus der Sorge heraus, dass die Probleme ja so groß sind. Das erzeugt oft nur Widerstände.
Fabian Moos beschreibt, was zu einer „anderen inneren Haltung“ beitragen kann: Übungen, um mich selbst, das Leben, die Natur als Geschenk zu erleben. Was bringt mich wirklich zum Staunen? Mir die Zeit nehmen, um in der Gegenwart zu sein. Um regelmäßig meinen Tag Revue passieren zu lassen. Zugang finden zu den Empfindungen von Dankbarkeit und Freude, zu der Erfahrung des Beschenktseins. Und dann daraus handeln.

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In der „Arbeit mit Gruppen ist es wichtig, Prozesse immer mit einem Moment der geteilten Dankbarkeit zu beginnen, bevor man die ‚großen Fragen‘ in Angriff nimmt.“ Die Werte und die Fähigkeiten, die da sind, einbeziehen, „das gemeinsame Träumen bringt schon viel positive Energie in Bewegung.“ Das eigentliche Geheimnis der Transition Towns ist z.B. einen öffentlichen Platz schön herzurichten, so dass sich Menschen gerne treffen, Beziehungen wachsen und so Lust auf gemeinsame Projekte entsteht. Oder: die drei Säulen des Engagements von „Global Catholic Climate Movements“: Spiritualität, Lebensstil und politische Aktivität.

Er empfiehlt, sein Buch gemeinsam in einer Gruppe zu lesen. Die Gruppe ist mehr als die Summe der Einzelpersonen.

Einige Stichworte aus dem Inhaltsverzeichnis: Spiritualität der Schöpfung, der Umkehr, der Unterscheidung, des Engagements, der Hingabe und der Hoffnung.

Im Kapitel „Spiritualität der Umkehr“ gelingt ein ehrliches Hinschauen auf die Realität der Sünde (von einzelnen Personen) und auch der sog. strukturellen Sünde: „Was uns als normal vorkommt, ist in Wahrheit ein Eingebundensein in problematische Strukturen. Sozialökologische Umkehr schließt ein, diese Normalität zu hinterfragen.“ Ein erster Schritt ist Ehrlichkeit, im Kleinen wie im Großen.

Jedes Kapitel bietet am Ende Fragen für Reflexion oder Austausch an und anregende Übungen.

Der Weg Jesu führte durch Kreuz und Tod hindurch, aber er führte zur Auferstehung. Wer liebt und sich für diese Welt und die Menschen einsetzt, wird nicht am Leiden vorbeikommen. Das erleben auch viele Umweltaktivist*innen. - Aber der Tod hat nicht das letzte Wort, sondern das Leben. Das gibt Hoffnung, Licht und ein festes Fundament für unser Engagement.

Es kommen im Buch auch andere Autoren zu Wort: so der uns im Kardinal König Haus bekannte Soziologe Harald Welzer, Jörg Alt SJ, Papst Franziskus oder Uwe Schneidewind. Es braucht zukunftsfähige Denker*innen und gute Inspirationsquellen. „Der Wandel ist längst im Gange, man muss nur hinschauen – und mitmachen! Kreative und experimentierfreudige Bürgerinnen und Bürger werden dabei zu ‚Zukunftskünstlern‘ (Schneidewind), die sich an der Entwicklung der Welt von morgen beteiligen.“ – Und ich wünsche diesem Buch, dass es dazu motiviert…

Fabian Moos, 2021, Der Zukunft eine Zukunft geben. Eine Spiritualität der sozialökologischen Umkehr, Ignatianische Impulse Bd. 91, Würzburg: Echter.

Sr. Christa Huber CJ, Mitarbeiterin im Bereich Spiritualität und Exerzitien im Kardinal König Haus

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Dezember 22Link kopieren

© Kardinal König Haus

Klaus Wegleitner, Patrick Schuchter, Bernadette Groebe, Dirk Blümke: "Zu jung fürs Thema Steben?!"

Warum gibt es so wenige junge Menschen, die in der ehrenamtlichen Hospiz- und Trauerbegleitung tätig sind?

Im Rahmen des Projektes "Junge Menschen in der Sterbe- und Trauerbegleitung" entstand ein deutschlandweiter Experimentierraum mit zwölf Projektstandorten, um junge Menschen für Hospizarbeit zu interessieren und sie daran zu beteiligen. Die Ergebnisse - versammelt in diesem Buch - inspirieren! Das Buch versammelt Beiträge zu konkreten Erfahrungen von jungen Menschen in Begleitung und zu den vielfältigen Aktivitäten mit jungen Menschen, Hospizarbeit in den lokalen Gemeinden und Communities vernetzt zu gestalten. Es regt an, von den Perspektiven, Fragen und Gedanken der jungen Menschen zu lernen, selbstkritisch auf Bestehendes zu schauen und gemeinsam mit jungen Menschen die Hospizkultur weiterzuentwickeln.

https://youtu.be/QneW0eUqaE4

Herzliche Einladung zum Diskussionsabend zum Buch am 12. Jänner 2023 um 18 Uhr im Kardinal König Haus! Infos & Anmeldung

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November 22Link kopieren

Oskar Seyfert: "Vom Privileg, einen kranken Vater zu haben"

Oskar ist elf, als sein Vater an Alzheimer erkrankt. Jetzt, mit fünfzehn Jahren, erzählt er in einem berührenden Text über das Leben mit seinem von Demenz betroffenen Vater und wie seine Mutter, seine Geschwister und vor allem er selbst mit der schwierigen Situation umgehen.

Oskars Buch ist ein Bericht über die Liebe eines Sohnes zu seinem Vater und darüber, wie ein Schicksalsschlag den familiären Zusammenhalt erschüttert, aber nicht zu zerstören vermag. Besonders beeindruckt hat mich die ehrliche Erzählweise aus der Sicht eines Teenagers. Der Autor lässt seine Leser*innen teilhaben, wie ihn persönlich all die Veränderungen, die sein Vater durchlebt, betreffen und belasten, aber auch, welche Wege er gefunden hat, mit ihnen umzugehen. Durch viele kleine Anekdoten aus dem Alltag der Familie erhält der Leser*die Leserin einen berührenden Eindruck von den täglichen Herausforderungen im familiären Zusammenleben. Sei es das Verschwinden seines Vater über Nacht oder Beschuldigungen des Vaters, ihm etwas gestohlen zu haben, wodurch Treffen mit Freunden zuhause fast unmöglich wurden. Gleichzeitig gelingt es Oskar, die positiven Folgen der veränderten Situation zu sehen und zu schätzen: der Zusammenhalt innerhalb der Familie und die eigene persönliche Weiterentwicklung: "Wenn du in deinem Leben überhaupt keine Probleme hast, ist genau das dein Problem." (S. 43)

"Früher waren wir eine ganz normale Familie: zwei Eltern mit drei Kindern. Eine Familie ohne große Besonderheiten. Meine Eltern waren beide berufstätig, wir lebten in einem schönen großen Haus, hatten oft Besuch, waren gesund, glücklich und hatten alles oder fast alles, was dazugehört. Wir machten tolle Urlaube und hatten viel Spaß miteinander. Wir waren zum Beispiel einmal in der Karibik, und damals habe ich mich oft gewundert, wie einfach das Leben so ist. Die größte Hürde für mich war damals mein Silber-Schwimmabzeichen gewesen. Auch mein Bruder und meine Schwester kannten nur kleine Hürden: Sie waren so wie ich gut in der Schule, beliebt, hatten tolle Hobbys und waren immer gut drauf. Eines Tages aber passierte etwas, was unser Leben extrem erschweren und unsere erste richtige Prüfung im Leben sein sollte. Mein Vater wurde dement ... Dabei war er erst 54 Jahre alt."

Nadja Sattmann (Hospiz, Palliativ Care, Demenz)

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Oktober 22Link kopieren

© Kardinal König Haus

Niklaus Brantschen SJ: "Gottlos beten"

„Gottlos beten“ – ein Thema, das mich aufhorchen ließ nach Begegnungen mit Menschen, die sich keiner Kirche verbunden fühlen, jedoch suchend und spirituell leben. Kann ein Mensch, der nicht glaubt, ein spiritueller Mensch sein?

P. Niklaus Brantschen SJ, geboren 1937 ist katholischer Ordensmann und Zen-Meister. Er sagt von sich: „So gesehen bin ich doppelt verwurzelt: Ich fühle mich in der Liebe Christi frei und mit Buddha in Ehrfurcht verbunden.“

Aus seiner langen Lebens- und Meditationserfahrung schlägt der Autor Brücken zwischen christlicher und östlicher Tradition, stellt viele Beispiele und Texte einander gegenüber – nein nebeneinander. Der Band ist gut lesbar und sehr dicht geschrieben; ein Buch zum Lesen, Nachdenken, Meditieren. Fünf Kapitel, deren Titel alle mit „Kunst“ verbunden sind, sprechen vom „Beten“ (ars orandi) und „Glauben“ (ars credendi), der Kunst des Lebens, Sterbens und der Liebe.

Brantschen verbindet die Tradition der Wortreligionen und der östlichen Tradition und motiviert, sich weniger mit Theorien über Religionen zufrieden zu geben, sondern Gott groß und weit zu denken. Beten kann in Worten, einer Verneigung, dankbarem Schweigen, … Ausdruck finden. Der Autor betont, Glaube sei ein persönlicher Vollzug, der zugleich nach Gemeinschaft verlangt und in Gemeinschaft gelebt wird.

Als Voraussetzung für gutes Leben und Sterben nennt er die Tugend der Klugheit. Eine tragfähige Spiritualität wird in einem entsprechenden, klugen Leben ihren Ausdruck finden – im Hinblick auf ein gutes Leben aller. Aus persönlicher Erfahrung nennt Brantschen Beispiele, wie man sich auf das Sterben als Prozess des Loslassens vorbereiten könne.

Lieben – eine Übungseinladung an uns alle: “Lieben lernen wir, wenn wir vom Sehen zum Schauen, vom Hören zum Horchen, vom Tasten und Ergreifen zum Ergriffen-sein gelangen. Wenn wir also die Sinne radikal ins Innere wenden, wenn wir Innerlichkeit pflegen.“

Brantschen Niklaus, Gottlos beten. Eine spirituelle Wegsuche; Patmos Verlag, Ostfildern 2021, ISBN 978-3-8436-1335-4

Christine Schmidl (Programmassistenz Spiritualität und Ordensentwicklung)

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September 22Link kopieren

© Kardinal König Haus

Andreas R. Batlogg: "Aus dem Konzil geboren. Wie das II. Vatikanische Konzil der Kirche den Weg in die Zukunft weisen kann.“

P. Andreas Batlogg SJ setzt mit diesem Konzilsbuch ein deutliches Zeichen für die nach wie vor andauernde Bedeutung des II. Vatikanums. Mit den beiden Vorworten von P. Wolfgang Seibel SJ und vom Autor selbst wird eine starke biographische Dimension eröffnet, die viele Leser*innen begleiten wird. Erfahrungen während und nach dem Konzil haben viele Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche geprägt. Viele können sich sehr treffend als „aus dem Konzil geboren“ beschreiben, was ihre ersten kirchlichen Eindrücke und Lebenswege betreffen.

P. Batlogg weist von Anfang an auf viele Namen, Veröffentlichungen und Situationen hin, die mit dem Konzil und seiner Deutung und Bedeutung zu tun haben. Zahlreiche Querverweise machen neugierig auf Hintergründe von Entwicklungen, die früh aus dem Konzil geboren wurden, die jedoch in der Entwicklung und Entfaltung oft gebremst wurden. „Im Sprung gehemmt“, so hat es Weihbischof Krätzl einmal beschrieben. Die Grundeinstellung von Papst Franziskus zur Dynamik des Konzils beschreibt der Autor mit dem Wort „unumkehrbar“.

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Mit ausführlichen Hinweisen zu einer Rede Karl Rahners, kurz nach dem Ende des Konzils, spricht der Autor einen nötigen „Mentalitätswechsel“ für ein neues Kirchenverständnis an. Es geht nicht darum „eine andere Kirche“ zu schaffen, sondern, „dass die Kirche anders wird: biblischer, jesuanischer, mehr auf das pilgernde Volk Gottes schauend als auf eine Priester-, Bischofs- und Papstkirche starrend“. Mit zahlreichen detaillierten, geschichtlichen Gegebenheiten beschreibt der Autor die nicht immer einfache Vorbereitung und Entwicklung des Konzils. Mit der Nennung von konkreten Namen und den Handlungen dieser involvierten Personen auf allen Ebenen des Konzils zeichnet der Autor ein sehr lebendiges Bild der Ereignisse vor, während und nach dem Konzil. Es lohnt sich anhand der zahlreichen detaillierten Anmerkungen und Querverweise im Text weitere Quellen zum Konzil zu konsultieren. Die Fülle der Hinweise, die klaren Anmerkungen, das umfangreiche konzentrierte Literaturverzeichnis sowie das hilfreiche Personenregister machen geradezu Lust auf mehr.

Der Autor beschreibt besonders ausführlich die innere, geistliche Verbindung von Papst Franziskus mit dem „Geist des Konzils“. Dass er ein ganzes Kapitel der „Synodalität als Erbe des Konzils“ widmet, ist Ausdruck der Aktualität konziliarer Aufbruchsbewegungen, die Papst Franziskus auch 60 Jahre nach dem Konzil neu in Gang setzen will. P. Batlogg plädiert dafür, dass das Potential des Konzils weiter gehoben und genutzt werden muss. Der vielzitierte „Geist des Konzils“ muss – nicht nur – „subversiv“ weiterwirken dürfen. In aller Kürze stellt er in 10 Kapiteln zahlreiche Zusammenhänge von Situationen her, die das Konzil ausführlich beschreiben und die 60 Jahre seit Beginn des Konzils geprägt haben. Kritisch weist er darauf hin, dass bei allen neuen Entwicklungen eine echte Verbindlichkeit in der Umsetzung und die Absprache klarer rechtlicher, institutioneller Regelungen verabsäumt wurden. Ein Weg in die Zukunft ist für den Autor ein Zurückfinden zu einem Geist der Aufgeschlossenheit und einem dialogisch-synodalen Vorangehen auf diesem Weg.

P. Batlogg hat die Hoffnung auf Verwirklichung des Konzils nicht aufgegeben. Mit einer Einschätzung von Papst Franziskus ermutigt er zu Haltungen, die aus dem Konzil geboren werden: „Es ist wahr, dass es ein Jahrhundert dauert, bis ein Konzil Wurzeln schlägt. Wir haben also noch vierzig Jahre Zeit, um es zu etablieren!“ Besonders mit den Gedanken von Papst Franziskus richtet der Autor einen Blick auf den Weg der Kirche, der „in die Zukunft weisen kann“. Das Buch von P. Batlogg ist eine ermutigende Quelle der Inspiration, sich dem „Geist des Konzils“ zuzuwenden. Ich hoffe, dass es viele in die Hand nehmen und daraus Zuversicht für den weiteren Weg unserer Kirche gewinnen.

P. Friedrich Prassl SJ

Am Mi 12. Oktober 2022, 18.30 Uhr findet die Buchpräsentation mit Andreas Batlogg im Kardinal König Haus statt.

Buchpräsentation und Podiumsgespräch mit:
Dr. Regina Polak, Pastoraltheologin
Dr. Andreas R. Batlogg SJ
Moderation: Dr. Otto Friedrich/Die Furche
Anmeldung unter: anmeldung@kardinal-koenig-haus.at

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August 22Link kopieren

Bianca Broda, Dieter Käufer: "Diagnose Demenz im jüngeren Lebensalter". Praxisbuch für die Beratung und Betreuung

Wer jung an Demenz erkrankt, steht noch mitten im Leben. Das bringt besondere Herausforderungen mit sich, vor allem da sich Angebote überwiegend an ältere Menschen richten. Ein Praxisbuch gibt Fachleuten Einblick in die Zusammenhänge und zeigt auf, wie Jungbetroffene besser begleitet werden können.

Mitten im Leben – da rechnet man nicht mit Demenz. Doch gerade das Mitten-im-Leben-Sein bringt zahlreiche Konflikte mit sich, wenn plötzlich die Diagnose Demenz im Raum steht. Arbeit, Familie, Hobbies, Mobilität – kaum ein Lebensbereich, in dem es nicht «knirscht». In unseren Beratungs- und Betreuungssystemen gibt es dafür wenig Wissen und Angebote.

Der Sammelband "Diagnose Demenz im jüngeren Lebensalter" benennt die Herausforderungen rund um die Diagnose bis hin zum Tod deutlich und zeigt in vielen Praxisbeispielen, was möglich ist, wenn …

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An diesem Wenn kann man aber auch verzweifeln bei der Lektüre. Zuerst also: Wenn es überhaupt zu einer Diagnose kommt. Beim Lesen des langen Kapitels über Formen und Symptome der Frontotemporalen Demenz (FTD) ahnt man, vor welchen Rätseln Allgemeinmediziner hier stehen können. Und da sind die vielen anderen Erkrankungen, die zu einer frühen Demenz führen können, noch aussen vor.

Ein anderes Wenn steckt hinter der Empfehlung, sich "an eine psychologische Fachkraft [zu] wenden", die fast mantra-artig wiederholt wird. Aber woher nehmen? Wo finden sich solche Fachkräfte, die mit Wissen und Ressourcen ausreichend ausgestattet sind? Wer bezahlt die Begleitung von Familien, wie sie im Buch sehr differenziert und praxisnah beschrieben wird? Und wo finden sich Psychotherapeut*innen, die sich mit dem Thema Demenz auskennen und beschäftigen wollen?

Gerade angesichts der oft existenziellen finanziellen Bedrohung, die eine frühe Demenz mit sich bringt, klafft bei der Verfügbar- und Leistbarkeit solcher Beratungsleistungen eine grosse Lücke im System. Die Finanzierungslogik, die auf Alter und Pflegebedarf abstellt und jüngere Menschen mit Demenz in guter körperlicher Verfassung aussen vor lässt, wird auch an mehreren Stellen im Buch angesprochen. Dass sich aber "immer noch eine Leistung [findet], die man nicht kannte", ist wenig glaubhaft, wenn am Ende dieses Kapitels die Notwendigkeit von Musterklagen zum Durchsetzen von Leistungen erwähnt wird.

Ein grosses Wenn liegt in der Bereitschaft von Betroffenen und Angehörigen, sich auf den Dialog, die aktive Beschäftigung mit der neuen Situation einzulassen.

Angst, Scham, Stigma und Verzweiflung müssen hier oft überwunden werden. Vielleicht sind jüngere Menschen offener für eine solche Begleitung – das Buch gibt dazu aber keine Anhaltspunkte.

Die Kapitel, die ganz konkret und mit vielen Zitaten zeigen, was gelingen kann, sind die stärksten Passagen im Buch. Und sie belegen, was wir aus der  Selbsthilfe wissen:

Besonders überzeugend, authentisch und gut annehmbar ist Rat und Austausch auf Augenhöhe.

Daher ist es auch bedauerlich, dass Peer-Beratung, Selbsthilfegruppen und den Bedingungen, unter denen sie gelingen, wenig Platz eingeräumt wird. Sicher sind Einzelberatungen von Expert*innen wichtig und hilfreich, aber sie sind nicht der einzige Weg. Konkrete Tipps, etwa zum Aufbau und zur Begleitung von Peer-Gruppen wären eine gute Ergänzung für ein "Praxisbuch". Und wenn es dann zuhause nicht mehr alleine geht? Hier bietet das Buch mehrere Insel-Lösungen an, die sogleich mit Einschränkungen vorgestellt werden: "Einzelne Organisationen bieten an" … Das umfangreiche Kapitel über die Betreuung durch den Verein wohlBEDACHT in München etwa liest sich zwar inspirierend und überzeugend, das personalintensive und mit Stiftungsgeldern finanzierte Konzept wird aber aus Kostengründen kaum nachzuahmen sein.

Das Lebensende wird nicht ausgespart. Ein ganzes Kapitel widmet sich dem Wissen und praktischen Hinweisen dazu. Naturgemäss bleibt es oberflächlich, die gesamte palliative Sterbebegleitung wird auf wenige Seiten reduziert. Aber die deutlichen Hinweise, was in dieser Phase Lebensqualität bedeuten kann und dass diese anders sein kann als vielleicht vermutet, gibt gute Anregungen für Angehörige und Betreuungskräfte.

Leider ist dieses Buch über längere Passagen nur hilfreich, wenn man in Deutschland lebt. Ganze Abschnitte zu Wohnformen, Rechtlichem und sozialen Leistungen sind für Österreich und die Schweiz nicht relevant. Hier wäre es hilfreich, über Links oder kurze Hinweisboxen auch für diese Länder Informationen zugänglich zu machen. Was fehlt – wie bei vielen Sammelbänden – sind ein roter Faden und die Abstimmung der Inhalte. So wird etwa anfangs die FTD sehr ausführlich beschrieben, in späteren Kapiteln ist von anderen Demenzformen so die Rede, als wüsste man schon, worum es geht. Hier kommt man dann nur mit Internet-Recherche auf die Spur, was gemeint ist. Andere Inhalte wiederholen sich hingegen ohne zusätzlichen Nutzen.

Stark und lesenswert ist das Buch aus zwei Gründen:

  • Es gibt einen Einblick, wie Beratung und aktive Auseinandersetzung auf der individuellen Ebene, in Familiensystemen und in Einrichtungen wirksam werden. Die Fülle der Beispiele und Ideen macht Mut und bietet sehr konkrete Hinweise für die Praxis. Besonders einprägsam und authentisch sind die Berichte von Betroffenen, die zeigen, wie sie individuell neue Wege einschlagen und Lebensfreude finden konnten: «Wir haben uns wiedergefunden und wir flirten wieder miteinander.» (S. 114)
  • Es versammelt – nicht nur für Profis, sondern auch für Angehörige – sehr kompakt viele Informationen und Aspekte des Lebens mit früh auftretender Demenz und ist damit ein gelungener Einstieg ins Thema.

Was noch fehlt? Eine Gesellschaft, die Teilhabe ermöglicht und ein Sozialsystem, das die hier beschriebenen Hilfen auch finanziert. Aber das ist nicht Aufgabe des Praxisbuchs, sondern eine andere Geschichte …

 

Hinweis: Am 15. September 2022 veranstalten wir ein Online-Vernetzungstreffen. Alle Infos: www.kardinal-koenig-haus.at?va=34920

Petra Rösler, Bildungsmanagerin für Demenz im Kardinal König Haus, hat dieses Buch für www.alzheimer.ch gelesen.

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Juni 2022Link kopieren

© Kardinal König Haus

Magdalena M. Holztrattner: "Einfach gut führen"

Vom Titel „Einfach gut führen“ fühlte ich mich als Führungskraft sofort angesprochen. Das Anliegen der Autorin ist, den Alltag von Führungskräften einfacher zu gestalten. Sie hält aber auch fest, dass dies nicht eine schnelle Übung ist. Ihr Verständnis für Führungskräfte als Menschen mit Fehlern und Schwächen ist wohltuend.

Da Frau Holztrattner das Thema Führung selbst in unterschiedlichen Dimensionen, nämlich als Mitarbeiterin, als Vorgesetzte, als Coach- und Prozessbegleiterin und als Trainerin für Führungskräfte erlebt hat bzw nach wie vor erlebt, beleuchtet sie die verschiedenen Themen aus mehreren Blickwinkeln.

Spannend finde ich, dass die Autorin ganz klar darstellt, dass sich „ihre Wurzeln als Führungskraft, Coach und Autorin aus christlich-humanistischem Grundwasser nähren“. Der kompakte Leitfaden (Untertitel des Buches) gliedert sich in drei Kapitel: Sich selbst führen. Menschen führen. Die Organisation führen. Neben den kurzen Zusammenfassungen am Ende jedes Themas finde ich vor allem die Reflexionsfragen hilfreich.

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Das Buch warnt davor, auszubrennen, rät zu Pausen und thematisiert das Scheitern im Führungsalltag; verschiedene Lösungsansätze sollen die/den Leser*in inspirieren, den jeweils passenden Weg zu finden. Weiters bietet die Autorin u.a. einen Leitfaden zum Treffen von Entscheidungen, gibt Informationen zu Kritikgesprächen, die stärken und dem Moderieren von Sitzungen.

Das Buch ist wirklich sehr vielfältig, und den letzten Hinweis, man möge seinen Humor behalten, kann ich persönlich nur stark unterstreichen.

Katrin Hopfgartner, Leiterin des Seminarzentrums, hat das Buch für uns gelesen.

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Mai 2022Link kopieren

Rudi Anschober: "Pandemia"

 

Rudi Anschober gibt in seinem Buch einen sehr detaillierten Einblick in seine Arbeit als Gesundheitsminister während der ersten beiden Jahre der Pandemie. Beim Lesen stellt sich ein Wieder-Erleben der verschiedenen Phasen ein, und im Rückblick wird es möglich, eine erste Einordnung der gesellschaftlichen Auswirkungen vorzunehmen. Aus Sicht des letzt-verantwortlichen Entscheiders beschreibt er die Möglichkeiten und Grenzen der politischen Einflussnahme, mit denen er sich konfrontiert sah.

Wie sind unbeliebte Entscheidungen zu treffen, wie kann man trotzdem in Resonanz und Kontakt mit den Menschen bleiben? Was sind die Anforderungen an eine gelungene Krisenkommunikation und welche Möglichkeiten der Lenkung und Steuerung gibt es? Was sind die Anforderungen an eine Führungskraft in prekären Situationen und wie kann es gelingen, die eigene Kraft zu bewahren und zu bündeln. All diesen Fragen spürt Rudi Anschober in seinen "Berichten aus dem Maschinenraum" nach und zeigt Wege und Möglichkeiten für den Umgang mit zukünftigen globalen Krisen auf.

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Einblicke in den Alltag unterschiedlichster von der Pandemie betroffener Menschen runden das Buch ab. Hier kommen nicht nur Pfleger*innen oder Ärzt*innen zu Wort, sondern auch jene Personen, die durch Corona entweder selbst gesundheitlich stark betroffen sind oder durch die Pandemie Angehörige oder Freunde verloren haben. So wirft Rudi Anschober auch aus einer ganz anderen Perspektive einen Blick auf das Geschehen. Auch aus diesem Blickwinkel zeigt er auf, wie mit den Auswirkungen der Pandemie umgegangen werden kann. Und er zeigt, wie sich seine Regierungsentscheidungen direkt auf die Bevölkerung auswirken, wo es Handlungsbedarf gibt und wo Verbesserungen unumgänglich sind.

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Oktober 2021Link kopieren

Martina Kreidler-Kos und Niklaus Kuster: „Bruder Feuer und Schwester Licht, Franz und Klara von Assisi – Zwei Lebensgeschichten im Dialog“

 

Vor genau 800 Jahren, Mitte Oktober 1221, erreichten die ersten Brüder des Franz von Assisi die Stadt Augsburg und wurden dort vom Ortsbischof freundlich empfangen. Diesmal glückte das Vorhaben der jungen Bewegung, sich auch nördlich der Alpen niederzulassen, nachdem sie zwei Jahre zuvor aufgrund fehlender Sprachkenntnisse für Landstreicher gehalten, verprügelt und zurückgeschickt worden waren. Gemeinschaften in Würzburg und Köln folgten. Wien musste noch bis 1224 warten, bis sich auch hier „Franziskaner“ ansiedelten.

Im Jubiläumsjahr erscheinen im deutschen Sprachraum zahlreiche Werke zur franziskanischen Spiritualität.

Das Buch von Martina Kreidler-Kos und Niklaus Kuster „Bruder Feuer und Schwester Licht, Franz und Klara von Assisi – Zwei Lebensgeschichten im Dialog“, Patmos Verlag, sticht heraus, weil es persönlich anspricht.

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Verfasst aus der Perspektive von zwei Menschen, die jahrelang mit Franziskus und Klara gelebt haben – das sind Bruder Rufino und Schwester Pacifica – nimmt es seine Leser*innen regelrecht an der Hand und führt sie durch die mittelalterliche Stadt Assisi, lässt sie die Zeit und den Zeitgeist nachempfinden und geschichtliche Ereignisse im Detail miterleben. Eine Fülle an Quellenmaterial wurde dafür eingearbeitet und mit Erläuterungen versehen, die sich alle durch Endnoten weiterverfolgen lassen, wenn man mehr zu einem Sachverhalt wissen möchte.

Viele Klischees werden klargestellt, so zum Beispiel die Geschichte rund um Franz‘ Berufung: „Eure modernen Historiker irren, wenn sie Pietros Sohn ziellos herumlungern sehen und eine spätpubertäre Rebellion gegen seinen Vater vermuten.“ „Es war der ‘arme Christus‘ selbst“, der in San Damiano ein Gesicht bekommen hatte, seine „offenen Augen, das offene Ohr und die offenen Arme“.

So erfährt man auch mehr dazu, warum Klara und ihre Schwestern auf das Herumziehen verzichteten. „Ihr streitet heute darüber, ob Klara auf eigenen Wunsch hin oder unter dem Druck von Kirche und Gesellschaft auf ein Wanderleben nach dem Vorbild der Evangelien verzichtete.“ Allzu leicht wäre sie in Zusammenhang mit der Waldenserbewegung gebracht worden. „Umherziehende und predigende Frauen weckten im ganzen 13. Jahrhundert schnell den Häresieverdacht.“ Fast ausnahmslos waren die Frauen um Klara wie sie Adelige, die an's sesshafte Leben auf engem Raum gewöhnt waren. Aber die Schwestern prägten eine neue Form des Zusammenlebens: „In San Damiano suchten wir die Stadtnähe und solidarisierten uns mit den Randständigen, die vor den Stadtmauern lebten.“ Bedürftige aus nah und fern gingen ein und aus.

Die Erzählungen lesen sich flüssig und spannend. Sympathisch wirkt auch, dass nicht nur die Erfolge, sondern auch die Niederlagen beschrieben und ergründet werden.

Eine reiche Sammlung von Karten und Tafeln, ein Personenlexikon und ein Glossar runden das Werk ab und machen es zu einem Buch, das ich immer wieder zur Hand nehmen werde als Nachschlagewerk franziskanischer Ordensentwicklung. Es taugt auch als Inspirationsquelle für all jene, die wie Franz und Klara das Evangelium leben und in den Alltag der Menschen hinein deuten wollen, die „als Pilgernde unterwegs, als Arbeiter in Häusern und auf den Feldern Frieden stiften, Menschenliebe wecken und Gottesnähe spürbar machen“.

Ruth Pucher MC, Bereichsleiterin für Ordensentwicklung, hat für uns das Buch gelesen, 22. Oktober 2021

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August 2021Link kopieren

Harald Welzer: "Alles könnte anders sein"

 

Es gibt ja nicht so wenige gut-informierte „Nachhaltigkeitsbücher“. Aber Harald Welzers „Alles könnte anders sein“ ragt für mich heraus. Ich schätze den direkten Tonfall. Aber vor allem zwei Leitgedanken finde ich zukunftsweisend. Erstens, die Einsicht, dass wir als Gesellschaft nicht wenig in „gelebten Illusionen“ leben. Beispielsweise in der Illusion, dass wirtschaftliches Wachstum notwendig sei. Diese Orientierung gehört heute zur geistigen Infrastruktur unserer Gesellschaften. Aber im Detail ist erwiesen, dass ab einem gewissen Niveau Wachstum nicht mehr Glück bringt, aber den Planeten zerstört, die Armen ärmer und die Reichen reicher macht und kein Fundament für die Demokratie ist.
Schon Erich Fromm hatte in seinem Buch „Wege aus einer kranken Gesellschaft“ von der Pathologie der Normalität geredet – und festgestellt: „ [...] genau so wie es eine folie à deux gibt, gibt es auch eine folie à millions.“ Harald Welzer entfaltet das im Detail für unsere Gegenwart.

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Der zweite zukunftsweisende Gedanke ist mit dem schwierigen Wort „Heterotopien“ bezeichnet. Da die große Utopie, aber auch die individuelle Konsummoral nicht ausreichen oder realistisch sind, brauchen wir die Erfahrung an „Anders-Orten“, an denen wir Lebensformen kennen lernen, die nicht auf Kosten anderer und der Umwelt gehen und gleichzeitig Wohlstand, Glück und Sinn in „unerhörter“ Weise verwirklichen.

Hier gibt es von der ökologischen Debatte für eine neue Lebenskunst eigentlich viele Brücken zur „Haltung“ und Kultur in der Hospizarbeit – aber diese Brücken müssen wir noch mehr und sichtbarer bauen. Auch Hospize sind besondere, „andere“ Orte, an denen etwas erfahrbar wird, was man so nicht vermutet hätte. Das Verbindende ist, dass mit der gelebten Einsicht in die Endlichkeit und Verletzlichkeit des Lebens kein „Verzicht“ im banalen und schlechten Sinn verbunden ist, sondern wahrer Reichtum für Seele und Gesellschaft entsteht.

Es freut mich, dass wir am Kardinal König Haus mit den Lehrgängen „Wege aus der Einsamkeit“, „Spiritual Care Competency“ und als Kooperationspartner mit dem „Internationalen Lehrgang Caring Communities“ an solchen „innehaltenden Differenzen“ und Brücken in eine soziale und nachhaltige Gesellschaft mitbauen. Besonders freue ich mich in dem Zusammenhang auch auf Harald Welzers Beitrag beim Tag der Wirksamkeit am 8. November und auf sein neues Buch „Nachruf auf mich selbst“.

Patrick Schuchter, Bereichsleiter für Hospiz, Palliative Care & Demenz, hat für uns das Buch gelesen und empfohlen.

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Juli 2021Link kopieren

Bettina Rollow und Joana Breidenbach: "New Work needs Inner Work"

 

Joana Breidenbach, Gründerin von betterplace lab, und Bettina Rollow, Organisationsentwicklerin, beschreiben in ihrem kompakten Handbuch „New Work needs Inner Work“, warum viele Transformationsprozesse zum Scheitern verurteilt sind und wie sich Organisationen auf den Weg zu einer agileren und sinnstiftenden Form der Zusammenarbeit machen können.

Der Titel „New Work needs Inner Work“ bringt die Hauptbotschaft des Buches auf den Punkt. Den Autorinnen zufolge gelingen Transformationsprozesse nur, wenn die innere UND die äußere Dimension beachtet werden. „Es reicht nicht Rollen und Regeln zu verändern, damit Menschen kreativer und eigenverantwortlicher werden. Jede Veränderung der äußeren Strukturen erfordert eine Veränderung des Innenlebens einer Organisation“: eine Entwicklung des Teams und eine entsprechende Veränderung der einzelnen Menschen.

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Wie diese innere Transformation gelingen kann und warum diese Arbeit so wichtig ist, wird von den Autorinnen gut nachvollziehbar beschrieben und anhand von Beispielen deutlich gemacht. Dabei geben die beiden Autorinnen den Leser*innen kein allgemein gültiges Rezept in die Hand, um eine neue Form der Zusammenarbeit und Führungskultur einzuführen. Sie sind vielmehr davon überzeugt, „dass jedes Team für sich selbst herausfinden muss, welche Balance zwischen fester Struktur und Flexibilität, verbindlichen Regeln und Entscheidungsspielräumen in der aktuellen Konstellation am besten passt.“

Erfrischend ist, dass die Autorinnen weder eine theoretische Abhandlung über verschiedene Organisationsformen liefern, noch eine bestimmte Form der Zusammenarbeit dogmatisch propagieren. Vielmehr präsentieren und kombinieren sie geschickt verschiedene Modelle (z.B. AQAL-Modell, Eisbergmodell, etc.), Prinzipien und Leitfragen, welche den Teams helfen sich selbst und ihre Bedürfnisse, sowie ihre Motivation und Ziele besser kennenzulernen. Beginnend bei einer umfassenden Standortanalyse über den Aufbau innerer Kompetenzen bis hin zur Anpassung von äußeren Strukturen und Prozessen verläuft der Pfad der Transformation.

Das Buch ist nicht nur für all jene interessant, die gerne neue Formen der Führung und Zusammenarbeit einführen möchten. Die präsentierten Leitfragen, Modelle und Prinzipien können auch in bestehenden Teams in hierarchischen Systemen für die Teamentwicklung genutzt werden. Denn die innere Stärkung und der Kompetenzaufbau sind auch überall dort wichtig, wo in stark formellen Strukturen ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Selbstorganisation von Mitarbeiter*innen gefordert wird.

Im Sozial- und Gesundheitswesen arbeiten Mitarbeiter*innen in einem – teilweise sogar gesetzlich – stark regulierten Rahmen mit entsprechenden Hierarchien. Trotzdem sind, beispielsweise im Pflegealltag, all jene Kompetenzen erforderlich, wie sie auch in selbstorganisierten Teams notwendig sind. In der Pflegepraxis werden eigenverantwortlich Entscheidungen getroffen und selbstorganisiert gearbeitet. Dafür benötigt es reife Mitarbeiter*innen und reflektierte Teams, die nicht nur pflegerisch-fachlich versiert sind, sondern über ein hohes Maß an Kommunikations- und Selbstwirksamkeitskompetenz verfügen.

Der neue ASOM- Lehrgang erfolgreich:wirken - Empowerment für die Pflegepraxis, ab Herbst 2021: https://www.asom.at/lehrgaenge/erfolgreichwirken---empowerment-fuer-die-pflegepraxis/information

Das Buch wurde von Mag.(FH) Livia Mutsch, MA gelesen und empfohlen. Livia Mutsch ist Human Ressource Managerin im NPO-Bereich und Trainerin an der ASOM. Sie hat sich auf Personalmanagement und Organisationsentwicklung im Gesundheits- und Sozialwesen spezialisiert.

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Juni 2021Link kopieren

Ermin Döll & Marcus Hillinger: „Das Zen des glücklichen Wanderns“

P. Josef Maureder SJ empfiehlt uns ein Buch, das zwei dem Kardinal König Haus sehr verbundene Meditationslehrer geschrieben haben. Christine Schmidl, Mitarbeiterin im Spiritualitätsbereich, hat das Buch für Sie gelesen.

Wann wenn nicht jetzt – hinaus in die Natur! Die beiden Autoren, erfahrene Meditationslehrer und Wanderführer, regen durch einfache Übungen zum meditativen Gehen und Wandern an. Wandern ist vielleicht der einfachste und natürlichste Weg zum Glück, so schreiben die beiden. Um glücklich zu sein, kommt es nicht so sehr darauf an, was um uns herum vorgeht, sondern vielmehr darauf, wie wir etwas erleben, sehen und wahrnehmen. Nicht die äußeren Umstände, sondern die innere Verfassung und eigene Einstellung verhelfen uns zu Glück und Frieden.

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Wahrzunehmen, was in unserem Leben ist und wie es ist – Döll und Hillinger empfehlen eine Annäherung in drei Schritten: Sehen, Annehmen und Wertschätzen. Probieren Sie die kleine Übung doch gleich aus: Führen Sie sich eine Situation Ihres Alltags vor Augen und bedenken Sie diese im folgenden Dreischritt:

Sehen – im Sinn von Wahrnehmen ohne Voreingenommenheit.
Annehmen – als Begegnung ohne Erwartungshaltung, mich einlassen auf die Situation, wie sie ist.
Wertschätzen – das was ist, einfach weil es ist.

Von meiner eigenen Einstellung hängt es also ab, wie ich dem Leben begegne. Da kommt mir passend zum Buchtitel der alte Wanderspruch in den Sinn, dass es kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Ausrüstung gibt. Die Autoren geben Impulse z.B. zu achtsam Gehen, Gehen im Rhythmus des eigenen Atems, Wahrnehmen mit unseren Sinnen. Die kurzen klaren Anleitungen regen zum Meditieren auf vielfältige Weise an. Unterschiedliche Texte aus Lyrik, Dichtung, Philosophie ergänzen und begleiten den Meditationsweg.

Die Texte sind eine Einladung, beim Meditieren mit Leib und Seele die Welt aus unterschiedlichen Perspektiven wahrzunehmen. Das Buch könnte ein Geschenk sein für Menschen, die gerne gehen und für Meditatives offen sind.

Ermin Döll hat jahrzehntelang bis zu seinem Tod im Jänner 2021 die Zen Meditationen im Kardinal König Haus geleitet, Marcus Hillinger hatte langjährige Meditations-Praxis bei Ermin Döll und begleitet im Herbst zum zweiten Mal das Wochenende „Einführung ins Zen“.

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April 2021Link kopieren

Noreena Hertz: "Das Zeitalter der Einsamkeit"

 

Für ein Buch über Einsamkeit könnte es wohl keinen passenderen Zeitpunkt geben als die Corona-Pandemie: Wenn Kontakte als gefährlich und Isolation als verantwortungsvoll konnotiert sind, kippt der gemütliche Abend allein am Sofa schnell um in eine Erfahrung der Einsamkeit. Diese allgemeine Aufmerksamkeit für das Thema hat bereits die Politik erfasst, in den Medien zu einem eigenen Subgenre von durchaus oft positiven Meldungen geführt und die Einrichtung von Vernetzungsprojekten, meist übers Telefon, beschleunigt.

Die britische Ökonomin Noreena Hertz geht in ihrem Buch „Das Zeitalter der Einsamkeit“1 über die aktuelle Situation hinaus und beschreibt Ursachen, Phänomene und Folgen der Einsamkeit ausführlich und durchaus drastisch. Dabei versucht sie, einen breiten Blickwinkel einzunehmen und Einsamkeit „persönlich, gesellschaftlich, wirtschaftlich und politisch“ zu beleuchten.

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An den drastischen Auswirkungen von Einsamkeitserfahrungen lässt sie keinen Zweifel, sowohl auf der Ebene der individuellen Gesundheit als auch der volkswirtschaftlichen Folgen. Besonderes Augenmerk legt sie auf die Gefahr für die Demokratie – wobei sie hier in längeren Passagen über Donald Trump und rechten Populismus eher tendenziös als wie sonst im Fußnoten-getränkten Text wissenschaftlich argumentiert. Überzeugend hingegen ist die Warnung, dass Einsamkeit unsicher, misstrauisch und als Folge der „Kontakt-Entwöhnung“ auch aggressiv macht. Wichtig für alle, die nach schnellen Lösungen suchen ist auch der Hinweis, dass einsame Menschen weder einfach erkennbar noch leicht zugänglich für Unterstützungsangebote sind. Damit ist bereits klar, dass für Hertz Ansätze gegen Einsamkeit in der öffentlichen Verantwortung liegen, bei Stadtplanung und Politik ebenso wie bei der Wirtschaft.

Zwei Hauptquellen für kollektive Einsamkeit, denen im Buch viel Raum eingeräumt wird, sind das Leben in der Großstadt und entfremdende Arbeits- und Konsumerfahrungen. Beide sind aus einem fast ausschließlich anglo-amerikanischen Blickwinkel geschrieben, wobei London, New York und San Francisco die Hauptschauplätze der Geschichten und Schilderungen sind. Bei kontinentaleuropäischen Leser*innen entsteht hier zwar ein gewisser Schauer über „solche“ Zustände, richtig anschlussfähig sind diese Argumentationen aber in unseren Breitengraden nicht. Denn klar ist: Neben der Digitalisierung und unserer Sucht nach kontaktlosem Konsum immer und überall ist der Neoliberalismus für Hertz hauptverantwortlich für die fortschreitende Einsamkeit. Den Beginn des „Jahrhunderts“ im englischen Titel (das in der deutschen Ausgabe unerklärlicherweise gleich zu einem ganzen Zeitalter gedehnt wird), verortet sie auch implizit mit Thatcher und Reagan. Die langen Kapitel, in denen die Sucht nach sozialen Medien und die Auswüchse von entwürdigenden Arbeitsbedingungen in der Scheinselbständigkeit geschildert werden, bieten uns zwar eine Warnung, aber keine anschlussfähigen Erkenntnisse. Auch die Auswirkungen unleistbar teurer Wohnungen und der fast durchgängigen Schließung kommunaler Einrichtungen wie Jugendzentren und Büchereien sind in unseren Breiten eher nur ein dumpfer Trommelwirbel am Horizont.

Trotzdem lassen sich einige sehr universelle Erkenntnisse aus dem Buch extrahieren, die uns bei der Suche nach Auswegen, nach einem Umdenken helfen, und hier seine einige nur kurz angeführt: Es braucht einen Bewusstseinswandel, nicht nur einzelne Maßnahmen, und vor allem die Erkenntnis, dass Verbundenheit auch mit Anstrengung und einem Verzicht auf Bequemlichkeit verbunden ist. Dem „Auseinanderreißen“ im englischen Titel, das Hertz der Wirtschaft und dem Digitalen anlastet, müssen wir das aktive Bemühen um Begegnung entgegensetzen. Dafür sind auch weniger Tempo und natürlich Rahmenbedingungen nötig, etwa in der Planung von Stadtvierteln oder leistbarem Wohnraum.

Was Hertz schuldig bleibt, ist ein wirklich klares Bild vom Gegenteil von Einsamkeit. (Damit ist sie aber nicht allein, es fehlt insgesamt in der Debatte.) Zwar führt die Autorin einige Projekte und Lösungen an, nicht ohne diese aber selbst kritisch zu hinterfragen: einerseits Angebote aus der „Einsamkeitsindustrie“ wie Robotertiere, mietbare Freundinnen oder Profi-Kuschlerinnen, andererseits Wohn- und Arbeitsformen, die als Marketingargument Gemeinschaft versprechen, aber nicht einlösen können wie CoWorking Spaces oder CoLiving. Nur kurz erwähnt sie den „dritten Raum“ als Ort der absichtslosen Begegnung zwischen Privat- und öffentlicher Sphäre. Wege aus der Einsamkeit, die jenseits des Markts gestaltet werden, kommen nur ansatzweise vor.

Gerade der Kontakt mit dem Anderen ist für Hertz in ihrer politischen Argumentation ein zentrales Anliegen. Hier wäre jedoch zu hinterfragen, wie nachhaltig Gemeinschaften und Kontakte sein werden, die sich nicht auf gemeinsame Werte und Anliegen stützen, sondern auf der Ebene von „Hauptsache divers“ stecken bleiben. Hier ist für moderne Großstädte ebenso wie für von Landflucht geplagte Regionen unbedingt noch Denk- und Handlungsbedarf.  
Auf manche für uns in Kontinentaleuropa sehr zentrale Lebensbereiche mit Gemeinschaftspotenzial geht Hertz kaum ein. Religiöse Gemeinschaften bleiben fast unerwähnt, Sport kommt nur in Form von Fitnessstudios vor und Kultur als Theaterprojekte. Es scheint, als hätten wir hier durchaus ein breites Angebot an gemeinschaftstauglichen Kontexten, die wir pflegen und modernisieren können und sollen.

Dies klingt jedenfalls einfacher und realistischer als die abschließende Forderung von Hertz nach einem „sorgenden Kapitalismus.“ Ihre Vorstellung, wir müssten den Kapitalismus „wieder mit Gemeinschaft und Mitgefühl“ in Verbindung bringen, wird in unseren Breiten wohl am ehesten mit einer echten Rückbesinnung auf die ökosoziale Marktwirtschaft zu interpretieren sein. Wenn man die vielen Bezüge auf die Pandemie und die Regierung Trump beseite lässt, ist das Buch eine Art negative Utopie, in welchen Abgrund uns die Entfremdung in der Arbeitswelt, das Tempo der Großstadt und die Sucht nach schneller digitaler Befriedigung führen können. Der praktische Nutzen darüber hinaus liegt in der klaren Erkenntnis, dass nur im Zusammenwirken aller Bereiche und in der vordergründig anstrengenden Begegnung mit echten Menschen Vermeidung und Heilung von Einsamkeit mit all ihrem zerstörerischen Potenzial möglich ist.

Mag. Petra Rösler, Bildungsmanagement, Kardinal König Haus

1Hertz, Noreena: Das Zeitalter der Einsamkeit. Über die Kraft der Verbindung in einer zerfaserten Welt. HarperCollings, 2021. Diese Rezension bezieht sich auf die englische Originalausgabe: The Lonely Century. Coming Together in a World that's Pulling Apart. .

Petra Rösler ist Mit-Initiatorin und Leiterin des innovativen Bildungsgangs „Wege aus der Einsamkeit“, der 2021 im Kardinal König Haus startet. Hier finden Sie weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung zum Bildungsgang: www.kardinal-koenig-haus.at?va=32235

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März 2021Link kopieren

David Steindl-Rast: "Die Achtsamkeit des Herzens"

Friedrich Prassl Buchrezension

 

Ein Klassiker von David Steindl-Rast, „Die Achtsamkeit des Herzens“, erscheint am 21. April 2021 im Herder-Verlag neu – mit einem Vorwort seines benediktinischen Mitbruders Anselm Grün und Gedanken des Autors zu einem „Leben aus der Stille“. Sein Herzenswunsch für alle Menschen nach Frieden, Glück, Lebensfreude und Dankbarkeit ist nicht neu für die, die Bruder David kennen.

Die erste Fassung dieses Buches hat mich vor über dreißig Jahren in Kanada ermutigt meinen Weg in Richtung Priestertum und in den Jesuitenorden zu gehen. „A listening Heart“, so der damalige Titel, hat mich inspiriert in allem immer mehr auf das Herz zu achten, das „Organ der Sinnfindung“, wie es Bruder David im Buch beschreibt. In mehreren Themenbereichen, die dennoch innerlich eng miteinander verbunden sind, meditiert er über die Beziehung zu Gott, über Sinnfindung und Dankbarkeit.

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Die Suche nach dem Sinn ist für ihn nichts Abgehobenes und hat mit unserer Sinnlichkeit zu tun. Über unsere Sinne und der damit verbundenen Achtsamkeit finden wir Sinn im Leben. Mit seinen Gedanken und Wortspielen betont Bruder David immer wieder, dass es dazu „nur“ der Achtsamkeit, der Öffnung des Herzens und der Aufmerksamkeit des ganzen Menschen bedarf. Er ist überzeugt: „Sinn finden wir, wenn wir mit dem Herzen horchen lernen.“ Bruder David fordert seine Leser*innen heraus auf der „Suche nach Sinn mit allen Sinnen zu beginnen“. Das Herz bezeichnet er dabei in Anlehnung an ein Bild Rilkes, aus der Sonette an Orpheus, als „Kreuzweg unserer Sinne“. Neben zahlreichen biblischen Bezügen, interreligiösen Beobachtungen und Reflexionen zur japanischen Kunst des Haikus greift Bruder David viele Gedanken von deutsch- und englischsprachigen Dichtern und Denkern auf, um eine traditionsreiche, gegenwartsnahe, christliche Lebenshaltung vorzustellen.

Die Dankbarkeit nimmt in diesem Buch eine zentrale, verbindende Stellung ein. Sie soll uns helfen, Tore und Wege zu öffnen und uns dem „Geber aller Gaben“ - Gott - näher kommen zu lassen. Die Texte beinhalten immer wieder eine Erinnerung und Einladung zu Einkehr und Stille, zur Achtsamkeit auf das Jetzt. Sie laden ein zu üben wach zu werden, wach zu sein für die Gelegenheit, die ein jeder gegebener Augenblick uns bietet, um aufmerksam, freudig, dankbar und mit großer Weite des Herzens darauf zu antworten.

Bruder David ermutigt durch „Achtsamkeit des Herzens“ eine Grundhaltung der Dankbarkeit einzuüben und zu pflegen. Er beschreibt diese Haltung in seinen Büchern, Vorträgen und Seminaren und bezeugt sie in seinem Leben.

„Was echte Dankbarkeit auslöst,
ist nicht das Gegebene,
das wir entgegennehmen,
sondern die Gelegenheit,
die wir wahrnehmen.“

Mit diesem Gedanken von Bruder David, nach einem Jahr Corona-Pandemie, mit allen damit verbundenen schwierigen Umständen für das Kardinal König Haus, bitte ich vertrauensvoll um Unterstützung für unser Haus. Auf www.kardinal-koenig-haus.at/unterstuetzen können Sie unkompliziert online spenden. Ich danke schon jetzt für Ihre Hilfe!

Friedrich Prassl SJ, 25.3.2021

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Februar 2021Link kopieren

Christine Rod

© Kardinal König Haus

Rainer Kinast: "Werteorientierte Führungskultur. Theorie und praktische Umsetzungen."

Rainer Kinast bewegt sich routiniert und scheinbar mühelos in sehr verschiedenen „sichtbaren und unsichtbaren Wirklichkeiten“: in Theologie und Führungsaufgabe, in Psychotherapie und Organisationsentwicklung, in Spiritualität und Prozessbegleitung, in Personalverantwortung und zugrundeliegenden Motivationen, im Blick auf Individuen und in der Aufmerksamkeit auf Systeme. Genau diese Vielseitigkeit bringt die Frische und den kraftvollen, glaubwürdigen Duktus der Publikation, die Ende 2020 im Lambertus-Verlag erschienen ist.

Rainer Kinast „bedient“ Führungskräfte in ihrer unmittelbaren strukturellen Führungsaufgabe und organisationalen Verantwortung. Und er bietet auch einen achtsamen Umgang mit Motivationen, Sinn und Werten. Er weiß um die Wichtigkeit dieser Orientierungspunkte im Führungsalltag und macht diese bewusst und somit auch zur Ressource. Inspirator im Hintergrund ist kein geringerer als Viktor Frankl, in dessen psychotherapeutischer Tradition Kinast geprägt ist und auf den immer wieder Bezug genommen wird.

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Kinast spricht ausdrücklich und erfrischend „unpenetrant“ über Spiritualität, indem er einerseits zwischen „weltimmanent“ und „transzendent“ unterscheidet und die weltimmanente Spiritualität ernstnimmt und würdigt. Und er bekennt sich andererseits deutlich zu christlicher bzw. – noch spezifischer – zu ignatianischer Spiritualität. Eine Spiritualität, die das Zeug in sich hat, die Dinge dieser Welt mit dem Glauben an Jesus Christus zu verbinden.

Man nimmt es Kinast ab, dass er sehr respektvoll mit seinem Gegenüber und dessen Werten und Spiritualität umgeht. Bereichernd sind die vielen praktischen Beispiele, die gleichsam ein Angebot darstellen, trotz mancher Unsicherheit mit den Themenfeldern „Werte und Spiritualität“ dranzugehen und Mitarbeitende vielleicht zu neuen Erfahrungen oder neuen Erkenntnissen einzuladen.

Einladend, kurzweilig und sympathisch ist das Buch insgesamt. Als Reflexionshilfe und Inspiration für „Erstverbraucher“, also für Führungskräfte selber, aber auch als Ermutigung und manchmal sogar als „How to do“ für Mulitplikator*innen, also für Trainer*innen und Prozessbegleiter*innen.

Christine Rod MC, 20.2.2021

Rainer Kinast war Mit-Initiator des innovativen Lehrgangs „Angewandte Existenzanalyse in Organisationen“, der 2021 im Kardinal König Haus startet und von Susanne Pointner und Alexander Milz geleitet wird. Sein neues Buch ist im Teilnahmebeitrag enthalten und dient als Hintergrundliteratur.

Hier finden Sie weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung zum Lehrgang "Existenzanalyse in Organisationen": www.kardinal-koenig-haus.at?va=31409